Das Scheitern einer Beziehung/Ehe resultiert sowohl aus gesellschaftlich und persönlich bedingten Macht- und Gewaltstrukturen, Abhängigkeitsverhältnissen, Erwartungen und (Ent-)Täuschungen. Diese Zusammenhänge zu erkennen, zu akzeptieren und gegebenenfalls zu ändern, braucht viel Zeit, Kraft und Geduld.
Wenn Frauen* entscheiden, sich von ihrem Partner*/Ehemann* oder auch Partnerin*/Ehefrau* zu trennen, verändert sich ihre rechtliche, soziale und emotionale Situation oft grundlegend. Im Vergleich verlassen Frauen* ihre Partnerschaft/Ehe wesentlich seltener „von heute auf morgen”.
Schon lange bevor sie diesen Schritt gehen, setzen sie sich mit den Gründen und Folgen einer Trennung auseinander. Neben den existentiellen Problemen erweist sich die psychische Bewältigung der Trennung oftmals als äußerst problematisch und kräftezehrend, insbesondere wenn auch gemeinsame Kinder davon betroffen sind.
Wenn Frauen* sich trennen bzw. von ihrer Partner* oder ihrer Partnerin* verlassen werden, spüren sie* oft, wie wenig Selbstvertrauen und Achtung sie* sich selbst entgegenbringen, wie stark die finanzielle und emotionale Abhängigkeit von ihrem Partner* oder ihrer Partnerin* geworden ist.
Eine Trennung löst dann häufig die Frage aus: „Was ist mir in meinem Leben wichtig, wer bin ich, was kann ich, wo will ich hin?“ Die engen Grenzen gesellschaftlicher Realität: Arbeitsmarkt, Kindererziehung, finanzielle Situation, usw. – zwingt viele Frauen* Abstriche von ihren Vorstellungen und Wünschen zu machen. Dennoch suchen sie* eigene Wege zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung für ihr Leben.
Frauen* sind die Hauptauslöser von Scheidungen mit den zwei wichtigsten Gründen:
1. Die Beziehung steht den eigenen beruflichen Wünschen zu sehr im Wege. Statt zu fördern, wird es den Frauen* schwer gemacht berufstätig zu sein. Da es aber aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse nur noch wenige Familien gibt, die mit einem Gehalt auskommen, sind immer mehr Frauen* gefordert, berufstätig zu sein.
2. Die gesamte Familienfürsorge hängt an den Frauen*. Diese Frauen* können sich eher ein Leben als alleinerziehende und berufstätige Frau* vorstellen, als diesen Kampf mit ihren Ehemännern weiterzuführen. Diese Erkenntnisse sind sehr beeindruckend und wir würden es sehr begrüßen, wenn in den nächsten Jahren sich die Partner* und Ehemänner* auf den Weg machen würden ihr Frauen*bild den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen und selbstständige, selbstbewusste Frauen* als Partnerinnen* akzeptieren lernen.
Wenn Frauen* mit dem Thema Trennung/Scheidung zu uns in die Beratung kommen, erhalten sie Unterstützung, um ihre momentane Situation zu klären und die einzelnen Schritte für eine Trennung/Scheidung vorzubereiten und anzugehen. Die Beratungen beinhalten ein breites Spektrum:
- Gefühle, Wünsche und Grenzen der Frauen* ernstnehmen; emotionale Stabilität schaffen
- Schutzraum bieten zum Ansprechen von Gewaltverhältnissen, auf Wunsch Kooperation mit einer Mitarbeiterin* des Frauenhauses
- Krisenintervention, Selbstvertrauen stärken und Nachbetreuung
- Allgemeine Informationen über die rechtliche Situation während der Trennungszeit und im Fall einer Scheidung
- Informationen weitergeben, wie die neue ökonomische Existenz aussieht und mit dem Angebot sozialer Hilfen gesichert werden kann.